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23.07.2006
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Man könnte
darüber streiten, was „Starpotential” ist. Einfacher
ist es, sich Gabriel Gordon vorzunehmen, denn der Singer-Songwriter-Soulman
hat dieses „Star- potential“ - unbedingt und unbestreitbar.
Nach musikalischen Lehrjahren in seiner kalifornischen Heimat und in
New York, nach international gefeierten Soloauftritten und Konzerten
mit Meshell Ndegeocello, Natalie Merchant, Lokua Kanza oder der Soulounge
und im Vorprogramm von George Benson oder Bob Dylan, überzeugt
der 33-jährige jetzt mit seinem wunderschönen neuen Album
„Overwhelmed“ (Soular Music/Universal).
„Es fühlt sich an als wäre es mein Debüt“, meint der sympathische Sinnsucher. „Dabei ist es meine fünfte Veröffentlichung unter eigenem Namen - mindestens!” Tatsächlich bringt dieses Album, das in zwei intensiven Wochen mit der Produzentenlegende Pete Smith (Sting, Van Morrison, Randy Crawford) und einigen illustren Instrumentalisten im Peppermint Park Studio entstand, die musikalische Essenz des Gabriel Gordon auf den Punkt. Er klingt so präsent wie nie zuvor, in der Poesie und Melodie seiner Songs, den Emotionen seiner einzigartigen Stimme, den klaren Linien seiner Leadgitarre. Die elf Songs auf Overwhelmed reichen von einigen inspirierten Coverversionen, natürlich von Lieblingsliedern wie dem Motown-Klassiker How Sweet It Is oder Tempted von Squeeze, zu vielen abwechslungsreichen Eigenkompositionen, die wiederum den Bogen von zaghaft bis zügellos spannen. Overwhelmed, der Titelsong, springt einem, dank dieses herrlichen Hooks, sofort ins Ohr. Das gitarrenrockende Be Free setzt ebenso Pheromone frei, wie einen die Ballade Some Time sehnsüchtig stimmt. When I Need A Saviour schlägt einen auf ergreifende Art und Weise in seinen Gospel-Bann und die schöne mid-tempo Melodie von South Of France löst gleichzeitig Fernweh und Heimatgefühle aus. Die gesamte Musik dieses Albums ist so schlüssig und schön, die Texte und der Gesang sind so direkt gut und dabei im besten Sinne subtil, dass man sich unmittelbar und kompromisslos darauf einlässt. So „overwhelmed“ Gabriel Gordon auch sein mag, seine Zuhörer sind davon immer noch ein wenig überwältigter. „Musik war immer und überall in meinem Leben“, beginnt eine der vielen schönen Geschichten aus Gabriel Gordons Leben. „Mein Vater ist Bluesmusiker. Also waren singen und Gitarre spielen bei uns zuhause einfach das Natürlichste der Welt. Aber ich musste meinen eigenen Weg finden.“ Um dem väterlichen Schatten zu entkommen (und nicht den Rest des Lebens mit einer Gitarre am Strand von Santa Cruz zu faulenzen), zieht Gabriel mit 19 nach New York. Tagsüber arbeitet er im „Electric Lady“-Studio, dem einstigen Refugium seines Idols Jimi Hendrix, nachts spielt er mit Freunden in allen möglichen Bars und Clubs an der Lower East Side. Eigene Songs, aber auch die seiner zahlreichen Heroen, von Prince und Frank Zappa über Jeff Buckley und Nick Drake bis Neil Young und Stevie Wonder. Irgendwo dazwischen entdecken ihn Natalie Merchant und Meshell Ndegeocello, nacheinander, und engagieren ihn als Sänger und Gitarristen für ihre Live-Shows. Dann schlägt ihm das Schicksal einen Haken: Mit der Jazzsängerin Madeleine Peyroux geht Gabriel als Tourmanager nach Europa. Am letzten Tag wird ihm die komplette Gage aus dem Auto gestohlen. Um das Geld aufzubringen, muss er in Europa bleiben. Dabei lernt er die Liebe seines Lebens kennen und zieht zu ihr nach Montpellier. „Manchmal strande ich irgendwo, und frage mich selbst: Wie bin ich eigentlich hierher gekommen?“, erklärt Gabriel, dessen frühere Albumtitel Global Refugees, Planetary Man und vor allem Gypsy Living Indiz seiner Neugier und Rastlosigkeit sein dürften. „Letztendlich hat mich meine Musik immer angetrieben und geführt - und dafür bin ich sehr dankbar. Dieses Gerede vom „gequälten Künstler“ kann ich nicht nachvollziehen. Ich bin glücklich, meine Musik schreiben und performen zu können und Menschen damit unmittelbar anzusprechen.“ Doch damit nicht genug. „Ein Album wie Overwhelmed aufzunehmen, macht mich sogar regelrecht stolz. Früher, in Amerika, haben mich die Leute oft gefragt: Was für Musik machst du? Das kam mir fast so absurd vor, als hätten sie gefragt: Was für ein Mensch bist du? Jetzt möchte ich am liebsten jedem sagen: Das bin ich! Hör es dir an!“. Tatsächlich könnte man sich darüber streiten, wie man Gabriel Gordon und seine Musik kategorisieren sollte. Sich von Overwhelmed überwältigen zu lassen, ist nicht nur einfacher, sondern auch besser. Dieses Album mag kein echtes Debüt sein, ein Meilenstein ist es auf jeden Fall. |
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22.00
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