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Das Atelier liegt hinter einer schweren Metalltür im Dachgeschoss. Es ist vollkommen leer. Hier arbeitet kein Künstler mehr. Denn die Vorbereitungen für die Sanierung des legendären Tacheles an der Oranienburger Straße gehen mit großen Schritten voran. Martin Reiter, Vorstand des Tacheles e.V., ist zufrieden. Vorbei die Wirren der vergangenen Jahre, in denen den Künstlern immer wieder mit Räumungsklagen gedroht wurde. Vorbei auch die Zeit. m der die Das Tacheles 1928, als es noch das Kaufhaus "Friedrichstraßenpassage" war Zukunft des Tacheles in den Sternen stand, weil sich der Investor "Fundus" nicht mit den Betreibern des Kulturhauses einigen konnte. Alles Vergangenheit. Die Betreiber des Tacheles haben einen Vertrag, der ihnen für die kommenden 10 Jahre die Nutzung der Kulturruine zusichert. Dafür zahlen sie eine Mark Miete. Symbolisch. Keine Randale mehr wegen der geplanten Sanierung. Im Gegenteil. "Wir haben eine gute Mischform gefunden", sagt Martin Reiter. "Der Ruinencharakter bleibt trotz der baulichen Erneuerungen erhalten. Danach haben wir sogar mehr Platz als jetzt." Denn im Moment kann der baufällige Ostteil des Gebäudes nicht betreten werden. "über dem Torbogen ist eine Galerie geplant", erklärt Reiter, "die wollen wir vermieten, um unsere Arbeit zu finanzieren." Ab Juli müssen die Künstler ihre Ateliers verlassen, damit saniert werden kann. Einige ziehen in Wohncontainer im Hof, andere gehen ins Ausland. Fast sieben Millionen investiert Fundus allein in die Renovierung der Kulturruine, die schon im Februar fertig sein soll. Danach ist das brach liegende Gelände rund ums Tacheles dran. Berlins berühmte Kunstruine. 1908 wurde sie als schicke Einkaufspassage am nördlichen Ende der Friedrichstraße gebaut, nur um 20 Jahre später Pleite zu gehen. Dann übernahm erst die AEG das Haus, später die SS. Den Krieg hat das Gebäude, das die Oranienburger und die Friedrichstraße verband, einigermaßen überstanden. Dennoch wurde 1980 der Eingang zur Friedrichstraße gesprengt. Und wenn nicht 1990 ein paar Künstler und Autonome die heute denkmalgeschützte Ruine besetzt hätten, wäre vom Tacheles wahrscheinlich nichts mehr übrig. Die Besetzer gründeten einen Verein, bezogen Ateliers, eröffneten ein Cafe, ein Kino. Von der besetzten Ruine zum touristischen Highlight. Täglich stehen Dutzende Japaner mit Fotoapparaten vor dem bunt bemalten, zerschossenen Bau und knipsen. Tacheles steht für Bewegung", sagt Tacheles-Vereinschef Reiter. "Und die Sanierung ist auch eine Form der Bewegung." So ändert sich eben alles. Vor ein paar Jahren haben sich die Ruinen-Besetzer noch mit Steinwürfen gegen die Sanierer gewehrt.
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