Im Gewitter hält man sich am Bier fest

Trans Am im Tacheles

Es ist, zunächst einmal, sehr laut, sehr voll und viel zu wenig Luft im Raum. Es ist ein Rock-'n'-Roll-Konzert. Drei Männer prügeln auf Gitarre, Bass und Schlagzeug ein, 300 Männer schauen zu und halten ihre Biere fest. Trans Am aus Washington D.C.: "Trans Am", so hieß ein Sportwagen von Chevrolet, und diese Band spielt mit den Rock-Klischees, mit Muskelshirts und arrogantem Elvis-Blick und Sprüchen dieser Art: "Unser brandneuer Song, geschrieben heute erst im Bus." Dann setzt der Donner wieder ein. Das Ganze findet statt im "Cafe Zapata" im Tacheles. Wo es auch hingehört, weil dort aus sonderbaren Röhren Feuer schlagen kann. Vor allem weil der Ort mit seinem ruinösen Charme etwas Besonderes bleibt und mehr von dieser Stadt erzählt als, sagen wir, das Velodrom. Touristen filmen gern das kunstvolle Bewahren des Verfalls. Und Gruppen wie Trans Am passen nur hier hinein. Bloß den Kultursenator schert das nicht, wenn er droht, die Zuwendungen künftig einzustellen. Trans Am spricht kaum die Neue Mitte an, spielt weder Jazz noch Pop im herkömmlichen Sinn. Auch Postrock, wie es heißt, kann das nicht sein. Maschinen laufen zwar und pochen ihren Takt. Die Stimmen sind bizarr verzerrt, die Musiker versenken sich, wenn Tasten oder Knöpfe zu bedienen sind. Als Bruch, als Mittel, die Erwartung zu zerstören, um nach jedem Zwischenspiel die Haare in die Stirn zu schütteln und aufs Neue Krach zu schlagen. Lärm, der lange nicht so schön und klug und unerlässlich war.

mp

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